Adventskalender - Brillenpinguin





Vorkommen: südliches Afrika (Südafrika, Angola, Namibia, Mosambik)
Lebensraum: Felsküste
Kopf-Rumpf-Länge: 60 - 70 cm
Gewicht: 2,1 - 3,7 kg
Nahrung: Fische, Tintenfisch, Krebstiere
Gefährdungsstatus: CR (vom Aussterben bedroht)
Aktuell 15 in Deutschland und 57 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier
Der Brillenpinguin (Spheniscus demersus), auch als Afrikanischer Pinguin bekannt, ist eine einzigartige Pinguinart, die ausschließlich an den Küsten Afrikas vorkommt und die einzige Pinguinart ist, die auf diesem Kontinent lebt. Der Brillenpinguin ist an seinen markanten „Brillen“-ähnlichen weißen Augenringen und seiner kontrastreichen schwarz-weißen Gefiederzeichnung leicht zu erkennen. Doch trotz seiner Anpassung an die wärmeren Küsten Südafrikas und Namibias ist er heute durch Lebensraumverlust und Überfischung stark gefährdet.
Aussehen und Merkmale
Der Brillenpinguin gehört zur Familie der Brillenpinguine, zu denen auch der Humboldt-Pinguin und der Galapagos-Pinguin gehören. Er ist eine mittelgroße Pinguinart und erreicht eine Körpergröße von etwa 60 bis 70 Zentimetern bei einem Gewicht von 2 bis 4 Kilogramm. Die Männchen sind in der Regel etwas größer als die Weibchen, ansonsten unterscheiden sich die Geschlechter äußerlich kaum.
Das charakteristische Gefieder des Brillenpinguins ist oben schwarz und unten weiß, mit einem schwarzen Brustband, das sich hufeisenförmig um den Oberkörper schmiegt. Dieses auffällige Farbmuster dient als Tarnung im Wasser – von oben gesehen verschmilzt der dunkle Rücken mit der dunklen Wasseroberfläche, während die weiße Unterseite von unten gegen den hellen Himmel weniger sichtbar ist.
Namensgebend sind die weißen Augenringe, die dem Pinguin ein „Brillengesicht“ verleihen und ihn von anderen Pinguinarten unterscheiden. Diese Augenringe bestehen aus kleinen, unbefiederten Hautpartien, die dabei helfen, überschüssige Körperwärme abzugeben, wenn die Temperaturen an den Küsten Afrikas steigen.
Verbreitung und Lebensraum
Brillenpinguine leben ausschließlich an den Küsten Namibias und Südafrikas und haben eine relativ kleine Verbreitungszone. Die wichtigsten Brutkolonien befinden sich auf kleinen Inseln vor den Küsten dieser Länder, insbesondere auf den Algoa Bay Islands und den Boulders Beach-Gebieten in der Nähe von Kapstadt.
Die Küstenregionen, die Brillenpinguine bevorzugen, sind oft kühle Gewässer mit reichlich Nahrung. Die kalten Strömungen des Benguela-Stroms vor der Küste Afrikas sorgen für eine kühle Wassertemperatur, die den Brillenpinguinen eine angenehme Umgebung bietet. Die Nahrungsgebiete befinden sich oft in küstennahen Gewässern, in denen sie gut tauchen und ihre Beute erreichen können.
Brillenpinguine kehren immer wieder zu denselben Brutkolonien zurück, wo sie geschützte Nester in Felsspalten, Höhlen oder unter Büschen bauen. Sie suchen diese Plätze auf, um sich vor der starken afrikanischen Sonne zu schützen und gleichzeitig Schutz vor Raubtieren zu finden.
Ernährung und Jagdverhalten
Brillenpinguine sind fischfressende Raubtiere und ernähren sich hauptsächlich von Sardinen, Sardellen, Makrelen und kleinen Tintenfischen. Ihre Nahrungssuche findet meist tagsüber statt, wobei sie Tauchgänge bis in Tiefen von 60 bis 130 Metern unternehmen können. Dabei halten sie unter Wasser oft eine Geschwindigkeit von bis zu 7 Kilometern pro Stunde.
Die Pinguine sind exzellente Schwimmer und Jäger, die mit Hilfe ihrer Flossen geschickt durch das Wasser „fliegen“. Sie orientieren sich dabei sowohl visuell als auch durch ihre empfindlichen Schnabelspitzen, die sie in der Jagd auf Fischschwärme unterstützen. Wenn sich die Fische in große Schwärme zusammenfinden, nutzen die Brillenpinguine diese Gelegenheiten geschickt aus und fressen sich schnell satt.
Der intensive Fischfang und der Rückgang der Fischbestände in den Küstengewässern bedrohen jedoch zunehmend ihre Nahrungssicherheit und erschweren die Nahrungsversorgung, insbesondere für Eltern, die ihre Küken füttern müssen.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Brillenpinguine sind monogam und kehren jedes Jahr zu denselben Partnern und Brutplätzen zurück. Die Fortpflanzungszeit beginnt meist im Frühling und Sommer, und ein Brutpaar legt normalerweise zwei Eier. Die Eltern teilen sich das Brüten und wechseln sich alle ein bis zwei Tage ab. Die Brutzeit beträgt etwa 38 bis 42 Tage.
Nach dem Schlüpfen sind die Küken auf die Fürsorge der Eltern angewiesen, die abwechselnd auf Nahrungssuche gehen und die Jungtiere bewachen. In den ersten Wochen bleibt ein Elternteil stets beim Küken, um es vor Kälte und Fressfeinden zu schützen. Die Küken werden etwa drei Monate lang gefüttert, bis sie das für das eigenständige Leben nötige Körpergewicht erreicht haben.
Nach dieser Zeit verlieren die Küken ihr flauschiges, graues Daunenkleid und bekommen ein jugendliches Gefieder, das sie vor Nässe schützt und ihnen erste Schwimmversuche ermöglicht. Die jungen Pinguine verlassen dann die Kolonie, um eigenständig Nahrung zu suchen, kehren jedoch später in die Kolonie zurück, wenn sie geschlechtsreif werden, was meist im Alter von etwa vier Jahren der Fall ist.
Bedrohungen und Gefährdung
Der Brillenpinguin ist heute als stark gefährdet („Endangered“) auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) gelistet. Die Populationen sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, und es wird geschätzt, dass nur noch etwa 20.000 Brutpaare existieren. Zu den größten Bedrohungen zählen:
1. Lebensraumverlust und Störungen durch den Menschen
Die Zunahme menschlicher Aktivitäten in den Küstengebieten, wie Tourismus, Bauprojekte und Schiffsverkehr, stört die Brutkolonien und beeinträchtigt die Fortpflanzung der Brillenpinguine. Kolonien in der Nähe von Städten oder beliebten Stränden leiden unter Lärm, Abfall und Störungen durch unvorsichtige Besucher.
2. Überfischung
Überfischung stellt eine der gravierendsten Bedrohungen für die Brillenpinguine dar. Der intensive Fischfang hat die Bestände ihrer Hauptnahrungsquellen wie Sardinen und Sardellen drastisch reduziert. Dadurch müssen die Pinguine weite Strecken zurücklegen, um ausreichend Nahrung zu finden, was ihre Überlebensfähigkeit und die der Jungtiere gefährdet.
3. Klimawandel und Erwärmung der Meere
Der Klimawandel beeinflusst die Küstengewässer, die Strömungen und das Vorkommen von Fischen. Die Erwärmung der Ozeane und veränderte Strömungsverläufe haben zur Folge, dass Fischschwärme in kühlere, weiter entfernte Gewässer abwandern, was die Brillenpinguine zwingt, ihre Jagdgebiete zu erweitern.
4. Ölverschmutzung
Ölverschmutzung ist eine akute Gefahr für die Brillenpinguine, da ihr Gefieder durch das Öl verklebt wird, was zur Unterkühlung führt. Nach Ölkatastrophen wie der Havarie des Tankers Treasure 2000 vor der Küste Südafrikas, bei der Tausende Brillenpinguine gerettet und gereinigt werden mussten, hat die Bedrohung durch Ölverschmutzung stark an Bedeutung gewonnen.
Schutzmaßnahmen und Hoffnung
Trotz der Bedrohungen gibt es weltweit Bemühungen, den Brillenpinguin zu schützen und seine Populationen zu stabilisieren. Verschiedene Naturschutzorganisationen und Regierungsprogramme setzen sich für den Erhalt des Lebensraums der Brillenpinguine ein.
1. Schutzgebiete und Koloniemanagement
Einige der Brutkolonien der Brillenpinguine befinden sich in Schutzgebieten, die speziell für die Pinguine eingerichtet wurden. Der Boulders Beach nahe Kapstadt ist ein Beispiel dafür, wie Kolonien durch Besucherregeln geschützt werden. Diese Schutzgebiete bieten den Pinguinen ein sicheres Zuhause, wo sie ungestört brüten können.
2. Zuchtprogramme in Zoos und Forschungsprojekte
Zoos weltweit, wie der Zoo Leipzig oder der Londoner Zoo, betreiben Zuchtprogramme, um genetisch diverse Populationen in Gefangenschaft zu halten. Diese Programme tragen dazu bei, das Überleben der Art zu sichern und die Öffentlichkeit über die Bedrohungen der Brillenpinguine zu informieren. Außerdem werden wissenschaftliche Forschungsprojekte unterstützt, die das Verhalten und die Bedürfnisse der Brillenpinguine untersuchen.
3. Aufklärung und Sensibilisierung
Naturschutzorganisationen wie die Southern African Foundation for the Conservation of Coastal Birds (SANCCOB) engagieren sich stark für den Schutz der Brillenpinguine. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Schulungsprogramme wird das Bewusstsein für die Bedeutung der Pinguine und den Schutz ihres Lebensraums geschärft. SANCCOB ist auch darauf spezialisiert, Pinguine nach Ölkatastrophen zu reinigen und zu rehabilitieren.
4. Schutz der Fischbestände
Um die Überfischung einzudämmen, setzen sich Naturschutzorganisationen für nachhaltigere Fischereimethoden ein. Durch Regelungen, die den Fang von Sardinen und Sardellen einschränken, sollen die Nahrungsquellen für die Brillenpinguine langfristig geschützt werden.
Fazit: Ein Pinguin in Bedrängnis, aber mit Hoffnung
Der Brillenpinguin ist nicht nur eine ikonische Tierart der südafrikanischen Küsten, sondern auch ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand der Meeresökosysteme. Trotz der ernsten Bedrohungen gibt es Hoffnung für diese charismatischen Vögel. Internationale Schutzmaßnahmen und das Engagement von Organisationen und Freiwilligen bieten den Brillenpinguinen die Chance, auch in Zukunft an den Küsten Afrikas zu überleben und neue Generationen hervorzubringen.