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Christian Dienemann

Diplom-Biologe, seit 2014 Zoopädagoge im Tiergarten Nürnberg

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Was genau ist eigentlich ein Zoopädagoge?

Ein Zoopädagoge ist der Vermittler zwischen Zootier und Besucher, also für die Wissensvermittlung in einem Zoo zuständig. Dabei sollen die verschiedensten Besuchergruppen erreicht werden. Neben der Beschilderung, Unterrichtseinheiten oder verschiedenen Führungen können aber auch die Organisation von Aktionstagen oder Sonderaktionen zu den Aufgaben eines Zoopädagogen gehören.

 

Wie bist du zu dem Beruf gekommen?

Schon als Kind wollte ich im Zoo arbeiten. Ich habe bereits vor meinem Studium zunächst in der Pädagogik des Kölner Zoos gearbeitet. Später kam der Zoo Dortmund hinzu sowie mehrere Praktika in diesem oder ähnlichen Bereichen. Nach Abstechern in die Museumspädagogik bin ich wieder im Zoo gelandet.

 

Was braucht man für eine Ausbildung oder sonstige Fähigkeiten bzw. Qualifikationen, um Zoopädagoge zu werden?

Ich selber bin Diplom-Biologe. Kollegen sind teilweise auch Lehrer oder Tierpfleger. Es gibt keinen „richtigen“ Weg, um Zoopädagoge zu werden; die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt.  Wenn man sich auf eine Zoopädagogenstelle bewirbt, ist es jedoch von Vorteil, wenn man bereits Erfahrungen in der Pädagogik hat.

Es gibt auch einen Berufsverband, den VZP (Verband deutschsprachiger Zoopädagogen). In ihm sind die meisten Zoopädagogen der größeren Einrichtungen organisiert. Alle zwei Jahre findet eine mehrtägige Tagung statt, bei der man neue Ideen austauscht oder neue Strömungen in der Umweltpädagogik analysiert. Hinzu kommen diverse Regionaltreffen. Über den Vorstand des Verbandes gibt es auch einen regen Austausch mit den anderen Zooverbänden wie VdZ (Verband der zoologischen Gärten), BdZ (Berufsverband der Zootierpfleger), DWV (Deutscher Wildgehegeverband), DTG (Deutsche Tierparkgesellschaft) oder auch EAZA (European Association of Zoos and Aquaria), um nur einige zu nennen.


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Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?

Mein Beruf ist extrem abwechslungsreich: Mal erstelle ich ein Schild, mal halte ich eine Unterrichtseinheit, dann wieder arbeite ich mit Studenten oder Kindergartenkindern. All das kann an einem Tag passieren. Langeweile habe ich eigentlich nie. Und immer habe ich direkt oder indirekt mit Tieren zu tun.

 

Was gefällt dir an deinem Beruf am wenigsten?

Manche Tage finden leider verstärkt am PC statt, sind also sehr trocken und machen weniger Spaß.

 

Arbeitest du lieber mit Kindern oder Erwachsenen?

Wieso „oder“? Ich liebe die Abwechslung.

Gibt es Fragen, die immer wieder kommen, so dass du sie schon fast automatisch beantwortest?

Ja.

Ein Beispiel: Wenn ich mit unserer Pädagogik-Vogelspinne Linda arbeite, kommt regelmäßig die Frage, ob das Tier giftig ist. Hier die Antwort: Ja, ist sie. Aber das Gift ist nur so stark wie das Gift einer Biene oder Wespe und wirkt auch so. Die Bissstelle würde dick und rot werden und anschwellen. Mehr passiert nicht.

Ein weiteres Beispiel: Wieso gibt es bei euch keine Elefanten mehr? Meist reicht hier ein Verweis auf das alte Haus und die dort notwendige Anbindehaltung.

Immer wieder beliebt: Wo ist das nächste Klo?

 

Was war die lustigste oder skurrilste Frage, die dir jemals gestellt wurde?

Mich hat ein Oberstufenschüler während einer Führung zwischen zwei Stationen mal gefragt, was im Tiergarten bzw. in seinem Umfeld so nach Marihuana riechen würde. Das sind selbstverständlich keine Mitarbeiter, sondern die Mähnenwölfe. Auf meine Gegenfrage, woher er wüsste, wie Marihuana riecht, wurde er dann sehr schmallippig.

 

Was möchtest du den Besucherinnen und Besuchern vermitteln?

Ich möchte, dass all unsere Gäste eine Faszination für Tiere empfinden. Dabei sehe ich unsere Zootiere als Botschafter ihrer Artgenossen. Deshalb thematisieren wir immer auch, wie es in den natürlichen Lebensräumen aussieht und wie das eigene Verhalten das Überleben der Arten beeinflusst.

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Gibt es Situationen, in denen du dich über Besucherinnen und Besucher ärgerst?

Die meisten Besucher verhalten sich vorbildlich. Die wenigen „anderen“ bleiben leider stark im Gedächtnis. Am häufigsten ärgere ich mich über das verbotene Füttern unserer Tiere, aber auch das Urinieren ins Gelände oder das wilde Entsorgen von Abfall stirbt leider nicht aus.

 

Was ist für dich das Besondere daran, in einem Zoo zu arbeiten?

Im Zoo zu arbeiten ist für mich ein Kindheitstraum gewesen, den ich mir erfüllen konnte. Außerdem mag ich Tiere sehr gern. Meine Faszination für sie endet aber nicht bei unseren Zootieren. Ich finde auch Zecken oder Egel faszinierend, von Pflanzen ganz zu schweigen.

 

Hast du direkten Kontakt mit den Zootieren?

Auch wenn direkter Kontakt nicht zu meinen primären Aufgaben gehört, habe auch ich gelegentlich direkten Kontakt. Recht häufig passiert das mit Reptilien, verschiedenen Insektenarten, Achatschnecken oder unserer Pädagogik-Vogelspinne. Diese Tiere werden teilweise von meinen Kollegen und mir gepflegt. Der Kontakt zu anderen Tieren ist seltener. So habe ich schon bei Fangaktionen für Pelikane oder entflohene Kängurus geholfen. Und gelegentlich betreue ich auch Gäste beim direkten Kontakt mit Zootieren.

 

Besuchst du privat auch andere Zoos oder Tierparks?

Eindeutig ja. Das passiert, wenn man sein Hobby zum Beruf macht.

Ich besuche auch im Urlaub regelmäßig andere Zoos und achte dabei natürlich besonders auf pädagogische Angebote. Manchmal verabrede ich mich im Vorfeld auch mit den entsprechenden Pädagogen. Durch meine Tätigkeit im Vorstand des Zoopädagogenverbands und die Teilnahme an verschiedenen Tagungen habe ich ein ganz gutes Netzwerk, das ich dann auch nutze.

 

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Obwohl viele Menschen Tiere mögen, lässt gleichzeitig das Wissen über Tiere immer mehr nach. Immer häufiger werden Tiere entweder zum Menschenersatz oder zu Gegenständen degradiert. Das ärgert mich, und ich wünsche mir ein besseres Verständnis für Tiere.

Außerdem wünsche ich mir, dass wir die derzeit anrollende Aussterbewelle doch noch aufhalten können

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