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Dr. Matthias Reinschmidt

wurde 1964 in Bühl geboren und ist Biologe, Tierphysiologe und Direktor des Zoo Karlsruhe. 

 

Herr Dr. Reinschmidt, Sie sind Zoodirektor in Karlsruhe. Hatten sie schon immer vor in einem Zoo zu arbeiten oder diesen sogar zu leiten?

Tatsächlich hatte ich bereits als Kind den Wunsch Zoodirektor zu werden. Und dieser Wunsch ist nie schwächer geworden. Mein heutiger Beruf ist somit die Erfüllung meines Kindheitstraums.

Wie sind sie zu ihrer Vorliebe für Vögel im allgemeinen und Papageien im speziellen gekommen und was fasziniert sie an diesen Tieren?

Bereits als Kind habe ich Wellensittiche gehalten und bald auch in größerem Stil gezüchtet. Die Liebe zu Vögeln, insbesondere zu den Papageien ist immer größer geworden. Sie sind ein wichtiger Punkt in meinem Leben, mich fasziniert ihre Vielfalt und ihr Verhalten. Deshalb freut es mich auch ganz besonders, dass wir zahlreiche neue Papageienarten in den Zoo Karlsruhe holen konnten, seit ich hier Direktor bin.

Was war in ihrer beruflichen Laufbahn bisher ihr persönliches Highlight?

Das war die Zucht der Spix-Aras auf Teneriffa. Wir hatten im Loro Parque Tiere dieser in der Natur im Jahr 2000 ausgestorbenen Art, die die brasilianische Regierung uns zur Zucht anvertraut hatte. Wir haben es geschafft, im Laufe der Jahre habe ich fünf Tiere aufziehen können. Das war schon etwas ganz Besonderes.

Hat man als Direktor eines Zoos noch Zeit für den direkten Kontakt zu den Tieren und besteht die Arbeit primär aus Verwaltungstätigkeiten?

Die Haupttätigkeit eines Zoodirektors ist am Schreibtisch. Ich möchte fast ein "leider" hinzufügen, aber es ist einfach notwendig. Ich habe mir dennoch einige Dinge in meinem Berufsalltag erhalten, die einen direkten Tierkontakt bedeuten. So ist die Aufzucht der beiden auch medial sehr bekannten Hyazinth-Aras Henry und Indigo für mich als "Zieh-Papa" eine Herzensangelegenheit gewesen.

Der Zoo Karlsruhe hat, wie viele andere Zoos auch, einen Masterplan für die nächsten Jahre. Wie ist es, in so großen Dimensionen zu denken, und was sind dabei die größten Herausforderungen?

Ich bin froh, solch einen Masterplan zu haben, der eine ganz große Akzeptanz bei der Stadt, den Bürgern und unseren Zoobesuchern hat. Es macht Spaß, in einem Zoo etwas bewegen zu können, ja seine ganze Ausrichtung hin zu einem Artenschutzzentrum zu ändern. Die größte Herausforderung ist es dabei, dass wir beim Neu- oder Umbau von Anlagen so gut wie keine Erweiterungsflächen haben, da wir ein innerstädtischer Zoo sind, direkt im Herzen von Karlsruhe gelegen.

Welches war bisher ihr Lieblingsziel bei „Elstners Reisen“?

Jede Reise, die ich zusammen mit Frank Elstner für den SWR machen durfte, war etwas ganz Besonderes. Am meisten berührt haben mich aber die Begegnungen mit den Berggorillas in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. Der Film wird übrigens an Allerheiligen im SWR erstausgestrahlt. Es ist aber gleichzeitig bei allen Reisen sehr bedrückend gewesen, zu wissen, dass die Mensch-Tier-Konflikte immer mehr werden und die Naturräume, die für die Tiere lebensnotwendig sind, immer weiter verschwinden.

Gibt es einen Zoo, den Sie als Vorbild für andere Zoos sehen würden?

Ich liebe es andere Zoos zu besuchen. Überall gibt es tolle Dinge zu entdecken, die mich auch in meiner Arbeit inspirieren. Die einzelnen Zoos können so alle gegenseitig voneinander profitieren.

Gehen Sie auch privat, zum Beispiel im Urlaub, in andere Zoologische Einrichtungen?

Wenn ich in eine Stadt oder eine Region komme, wo es zoologische Einrichtungen gibt, möchte ich diese selbstverständlich sehen. Zudem mache ich zusammen mit meinem Sohn jedes Jahr eine Zoo-Tour als Kurzurlaub.

Wie ging es Ihnen, als der Zoo wegen der Corona Pandemie für mehrere Wochen schließen musste?

Es war eine ganz merkwürdige Situation, als der Zoo plötzlich geschlossen war, da wir ansonsten 365 Tage im Jahr geöffnet haben. Es war zwar völlig richtig, in dieser Situation solche Maßnahmen zu beschließen, da man damals ja noch nicht viel über die Übertragungswege wusste. Dennoch hat es mich bedrückt, dass unsere Zoogäste plötzlich ausgeschlossen werden mussten. Umso schöner war es dann jedoch, als wir wieder öffnen durften.

Muss der Zoo aktuell sparen, um die Verluste, die durch die Corona Situation entstanden sind, aufzufangen?

Unser normaler Betrieb kann ohne Einschränkungen durch finanzielle Zwänge weitergehen. Wir sind sehr froh, ein städtischer Zoo zu sein und so keine massiven Probleme durch fehlende Einnahmen zu haben. Bei einigen Investitionen im kommenden Jahr müssen wir allerdings etwas kürzer treten oder noch weitere Sponsoren an Bord holen.

Wenn sie sich unabhängig von Geld, Platz oder Vorschriften irgendeine Tierart für den Zoo Karlsruhe wünschen dürften, welche wäre das und warum?

Da ich ein großes Faible für die Fauna Australiens habe, wären es die Koalas. Mal schauen, vielleicht klappt das ja irgendwann auch noch.

Was wünschen Sie sich für ihre Zukunft und die des Zoos?

Ich hoffe, dass wir die Projekte der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe (www.artenschutzstiftung.de) weiter ausbauen können und den Umwelt- und Artenschutzgedanken bei den Menschen in den Köpfen fest verankern können. Das ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben moderner Zoos. Es wäre auch ein persönlicher Erfolg für mich, wenn man in Jahrzehnten über meine Ägide als Zoodirektor sagen würde, dass mein Name genau damit verbunden würde.

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