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Adventskalender - Schwarzweiß Vari

Vorkommen: Nordostmadagaskar, Südostmadagaskar

Lebensraum: tropischer Regenwald, Waldsavannen, Grasland

Kopf-Rumpf-Länge: 60 cm

Schwanzlänge: 60 cm

Gewicht: 3,2 - 4,5 kg

Nahrung: Blätter, Früchte, Nektar, Sämereien

Gefährdungsstatus: CR (vom Aussterben bedroht)

Aktuell 10 in Deutschland und 117 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier

Der Schwarz-weiß-Vari (Varecia variegata), auch bekannt als Schwarzweißer Vari oder Schwarzweißer Lemur, gehört zu den größten und auffälligsten Lemuren auf der Insel Madagaskar. Mit ihrem markanten schwarz-weißen Fell und ihrem lebhaften Verhalten sind diese Primaten nicht nur ein faszinierender Anblick, sondern auch eine Schlüsselart für das Ökosystem der Regenwälder Madagaskars. Leider ist der Schwarz-weiß-Vari stark gefährdet, und seine Zukunft hängt von intensiven Naturschutzmaßnahmen ab.

Aussehen und Merkmale

Der Schwarz-weiß-Vari ist durch sein auffälliges Fellmuster leicht zu erkennen. Das Fell besteht aus schwarzen und weißen Bereichen, deren Verteilung individuell variieren kann – daher auch der Name „Vari“, der sich von einem madagassischen Wort für „gefleckt“ ableitet. Typischerweise sind der Kopf, der Rücken und die Gliedmaßen des Schwarz-weiß-Varis schwarz, während Schultern, Nacken und Teile des Rückens und Schwanzes weiß sind. Die Ohren sind von einem buschigen Kranz aus weißem Fell umrahmt, was den Vari noch imposanter erscheinen lässt.

Mit einer Körperlänge von 50 bis 60 Zentimetern und einem fast ebenso langen Schwanz gehört der Schwarz-weiß-Vari zu den größten Lemuren. Der buschige Schwanz dient nicht nur dem Gleichgewicht beim Klettern, sondern ist auch ein wichtiges Kommunikationswerkzeug. Erwachsene Tiere wiegen etwa 3 bis 4,5 Kilogramm, wobei Männchen und Weibchen in etwa gleich groß sind.

Der Schwarz-weiß-Vari ist, wie viele Lemuren, ein tagaktives Tier. Er hat eine sehr soziale Natur und ist bekannt für seine lauten Rufe, die er nutzt, um mit anderen Gruppenmitgliedern in den Baumkronen der Regenwälder zu kommunizieren.

Verbreitung und Lebensraum

Der Schwarz-weiß-Vari ist auf die östlichen Regenwälder Madagaskars beschränkt. Diese Wälder, die zu den artenreichsten und zugleich am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt gehören, erstrecken sich entlang der Ostküste der Insel. Besonders häufig findet man Schwarz-weiß-Varis in den verbleibenden Primärwäldern des Masoala-Nationalparks und des Mananara-Nord-Nationalparks.

Diese Lemuren verbringen ihr ganzes Leben in den Bäumen und sind hervorragend an das Leben im Blätterdach angepasst. Sie bevorzugen dichte, immergrüne Regenwälder, die ihnen Nahrung, Schutz und Möglichkeiten zur Fortbewegung bieten. Der Schwarz-weiß-Vari bewegt sich geschickt durch die Baumkronen, wobei er von Ast zu Ast springt und klettert, um Nahrung zu suchen.

Ernährung

Der Schwarz-weiß-Vari ist frugivor, das heißt, er ernährt sich hauptsächlich von Früchten. Dabei machen reife Früchte bis zu 80 % seiner Nahrung aus. Die restliche Ernährung besteht aus Blättern, Blüten, Nektar und gelegentlich Insekten. Besonders während der Trockenzeit, wenn Früchte seltener sind, erweitern sie ihre Nahrungspalette und fressen mehr Blätter und Blüten.

Eine besondere Vorliebe hat der Schwarz-weiß-Vari für den Nektar des Ravenala-Baums (auch „Reisendenbaum“ genannt), der in Madagaskar weit verbreitet ist. Beim Trinken des Nektars bestäubt der Vari gleichzeitig die Blüten, was ihn zu einem wichtigen Bestäuber im Ökosystem macht. Somit spielt der Schwarz-weiß-Vari eine entscheidende Rolle für die Pflanzenwelt in den madagassischen Regenwäldern, da er zur Verbreitung von Samen und zur Bestäubung beiträgt.

Sozialverhalten und Kommunikation

Schwarz-weiß-Varis leben in kleinen Gruppen von 2 bis 16 Individuen, wobei die Gruppengröße je nach Nahrungsverfügbarkeit variieren kann. Innerhalb der Gruppe gibt es keine strenge Hierarchie, und die Weibchen haben oft eine dominante Rolle. Anders als viele andere Lemurenarten zeigen die Schwarz-weiß-Varis ein eher kooperatives Sozialverhalten, besonders bei der Aufzucht der Jungen.

Die Kommunikation innerhalb der Gruppe ist gut entwickelt und beinhaltet sowohl visuelle als auch akustische Signale. Am auffälligsten sind ihre lauten Rufe, die weit durch den Wald schallen. Diese Rufe dienen der Verteidigung des Territoriums, dem Zusammenhalt der Gruppe und der Warnung vor Feinden. Die Rufe der Varis sind vielseitig: von tiefen Grunzgeräuschen über schrille Schreie bis hin zu bellenden Lauten, die Alarm schlagen, wenn Raubtiere gesichtet werden.

Ein weiteres besonderes Merkmal des Sozialverhaltens der Schwarz-weiß-Varis ist die gemeinsame Pflege des Fells. Diese gegenseitige Fellpflege stärkt die sozialen Bindungen innerhalb der Gruppe und ist ein wichtiges Ritual im Alltag der Tiere.

Fortpflanzung und Aufzucht

Im Vergleich zu anderen Lemurenarten haben Schwarz-weiß-Varis eine ungewöhnliche Fortpflanzungsstrategie. Die Paarungszeit fällt in die Regenzeit, und nach einer Tragzeit von etwa 90 bis 105 Tagen bringt das Weibchen in der Regel 1 bis 3 Jungtiere zur Welt. Varis haben eine Besonderheit, die sie von den meisten anderen Primaten unterscheidet: Sie bauen Nester. Vor der Geburt legt das Weibchen ein Nest aus Blättern in den Bäumen an, in dem die Jungen zur Welt kommen und in den ersten Wochen geschützt aufwachsen.

Die Neugeborenen sind anfangs noch blind und stark auf die Fürsorge ihrer Mutter angewiesen. Anders als bei anderen Lemuren, die ihre Jungen bei sich tragen, lässt das Vari-Weibchen ihre Jungen oft im Nest zurück und kehrt nur zum Säugen zurück. Sobald die Jungtiere kräftiger sind, beginnen sie, sich an das Fell der Mutter zu klammern, wenn diese sich durch die Bäume bewegt.

Die Aufzucht der Jungtiere ist eine kooperative Aufgabe, an der sich auch andere Mitglieder der Gruppe beteiligen. Diese kollektive Betreuung erhöht die Überlebenschancen der Jungen erheblich. Nach etwa drei Monaten beginnen die Jungen, feste Nahrung zu sich zu nehmen, bleiben aber weiterhin in der Nähe ihrer Mutter, bis sie nach etwa einem Jahr selbstständig werden.

Bedrohungen und Gefährdung

Der Schwarz-weiß-Vari steht heute als „stark gefährdet“ (Endangered) auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Die Populationen der Schwarz-weiß-Varis sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, und es wird geschätzt, dass ihre Zahl in freier Wildbahn dramatisch abgenommen hat. Die größten Bedrohungen für diese faszinierenden Tiere sind:

1. Lebensraumverlust

Die Zerstörung der Regenwälder auf Madagaskar ist die größte Bedrohung für den Schwarz-weiß-Vari. Jährlich werden große Flächen des Waldes für landwirtschaftliche Nutzung, illegalen Holzeinschlag und den Abbau von Bodenschätzen gerodet. Diese Entwaldung hat dazu geführt, dass viele Vari-Populationen in kleine, isolierte Gebiete zurückgedrängt wurden, in denen sie nur noch schwer überleben können.

2. Jagd

Obwohl der Schwarz-weiß-Vari gesetzlich geschützt ist, wird er in einigen Regionen Madagaskars weiterhin illegal gejagt. Die Tiere werden wegen ihres Fleisches gejagt, und in einigen Gebieten spielen auch traditionelle Rituale eine Rolle bei der Jagd auf Lemuren. Diese Jagd hat, besonders in entlegenen Gebieten, verheerende Auswirkungen auf die ohnehin bereits stark dezimierten Populationen.

3. Klimawandel

Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Regenwälder Madagaskars aus und führt zu veränderten Wetterbedingungen. Dürreperioden und unvorhersehbare Regenzeiten können die Nahrungsverfügbarkeit für die Schwarz-weiß-Varis stark beeinträchtigen und das Überleben der Jungtiere erschweren.

Schutzmaßnahmen und Hoffnung

Trotz der ernsten Bedrohungen gibt es weltweit Anstrengungen, den Schwarz-weiß-Vari und seinen Lebensraum zu schützen. Naturschutzorganisationen und lokale Behörden arbeiten daran, die verbleibenden Regenwälder Madagaskars zu bewahren und den illegalen Holzeinschlag und die Jagd zu bekämpfen.

1. Schutzgebiete

Mehrere Nationalparks und Reservate in Madagaskar bieten Schutz für den Schwarz-weiß-Vari, darunter der Masoala-Nationalpark, der Ranomafana-Nationalpark und das Andasibe-Mantadia-Naturreservat. Diese Schutzgebiete sind entscheidend für das Überleben der Art, da sie sichere Rückzugsorte bieten, in denen sich die Vari-Populationen erholen können.

2. Wiederaufforstungsprojekte

In einigen Regionen Madagaskars wurden Wiederaufforstungsprojekte gestartet, um zerstörte Waldgebiete wiederherzustellen. Diese Projekte sind wichtig, um den Vari-Populationen neue Lebensräume zu bieten und den ökologischen Kreislauf der Wälder zu unterstützen.

3. Zuchtprogramme in Zoos

Zoos weltweit spielen eine wichtige Rolle beim Schutz des Schwarz-weiß-Varis. Durch Zuchtprogramme, wie das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP), werden genetisch vielfältige Populationen in Gefangenschaft gehalten. Zoos wie der Zoo Leipzig, der Tiergarten Schönbrunn in Wien und der Zoologische Garten Berlin haben bedeutende Zuchterfolge erzielt und tragen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedrohungen des Varis zu schärfen.

Fazit: Ein Juwel der Regenwälder

Der Schwarz-weiß-Vari ist ein faszinierender Bewohner der madagassischen Regenwälder und spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Durch seine Fähigkeit, Samen zu verbreiten und Pflanzen zu bestäuben, trägt er zum Erhalt der tropischen Wälder bei. Doch seine Zukunft hängt stark von den Bemühungen ab, die Regenwälder Madagaskars zu schützen und den illegalen Handel mit diesen Tieren zu stoppen. Nur durch internationale Zusammenarbeit und lokale Schutzmaßnahmen kann sichergestellt werden, dass diese beeindruckenden Lemuren auch in Zukunft durch die Wälder schwingen und mit ihren lauten Rufen die Baumkronen erfüllen.

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