Adventskalender - Sumatra Orang Utan





Vorkommen: südliches Asien (Indonesien: Sumatra, heuzutage auf die Nordhälfte beschränkt)
Lebensraum: tropischer Regenwald
Kopf-Rumpf-Länge: 68 - 99 cm
Gesamtlänge: Standhöhe 100 - 150 cm
Gewicht: 30 - 100 kg
Nahrung: Früchte, Rinde, junge Blätter, Blüten, Pilze, Insekten
Gefährdungsstatus: CR (vom Aussterben bedroht)
Aktuell 9 in Deutschland und 21 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier
Der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) gehört zu den faszinierendsten und bedrohtesten Primaten der Welt. Diese hochintelligenten Menschenaffen leben ausschließlich auf der indonesischen Insel Sumatra und zeichnen sich durch ihr leuchtend orangefarbenes Fell, ihre beeindruckende Intelligenz und ihr friedliches Wesen aus. Leider sind sie heute stark gefährdet, vor allem aufgrund des massiven Verlusts ihres Lebensraums und der illegalen Jagd.
Wer ist der Sumatra-Orang-Utan?
Der Sumatra-Orang-Utan ist eine von zwei Orang-Utan-Arten, die zweite ist der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus). Sumatra-Orang-Utans sind kleiner und leichter als ihre Verwandten auf Borneo. Männliche Sumatra-Orang-Utans können bis zu 1,5 Meter groß werden und etwa 90 Kilogramm wiegen, während Weibchen deutlich kleiner und leichter sind, mit einem Gewicht von rund 45 Kilogramm.
Was den Sumatra-Orang-Utan besonders auszeichnet, ist sein auffälliges rötlich-orangefarbenes Fell, das bei den Männchen oft dichter und länger ist. Männliche Sumatra-Orang-Utans entwickeln auch die charakteristischen Wangenwülste, die mit zunehmendem Alter größer werden und ihnen ein imposantes Aussehen verleihen.
Lebensraum und Verbreitung
Sumatra-Orang-Utans leben, wie der Name vermuten lässt, ausschließlich auf der Insel Sumatra, und zwar vorwiegend im Norden der Insel in den dichten Regenwäldern der Provinz Aceh. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Regenwälder, die eine vielfältige Vegetation bieten, von Tieflandwäldern bis zu Bergwäldern in Höhen von bis zu 1.500 Metern.
Diese Regenwälder bieten den Orang-Utans nicht nur Schutz, sondern auch eine Fülle an Nahrung. Sumatra-Orang-Utans sind hauptsächlich Fruchtfresser, wobei Früchte etwa 60 % ihrer Nahrung ausmachen. Sie ernähren sich auch von Blättern, Rinde, Blumen, Insekten und manchmal sogar von Vogeleiern. Besonders wichtig für ihre Ernährung ist die Feige, die eine konstante Nahrungsquelle darstellt.
Die Orang-Utans verbringen den Großteil ihres Lebens in den Baumkronen der Wälder. Sie sind ausgezeichnete Kletterer und bewegen sich mit Hilfe ihrer starken Arme und Beine durch die Äste, selten kommen sie auf den Boden. Diese Lebensweise macht sie besonders anfällig für den Verlust ihres Lebensraums, da die Abholzung ihrer Heimat den Orang-Utans buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzieht.
Soziales Verhalten und Fortpflanzung
Sumatra-Orang-Utans sind eher Einzelgänger, besonders die Männchen, die in weiten Revieren leben und nur gelegentlich mit Weibchen oder anderen Männchen interagieren. Weibchen hingegen leben in kleineren, überlappenden Territorien, und es kommt häufiger vor, dass sie in lockeren Gruppen mit anderen Weibchen und ihren Nachkommen anzutreffen sind.
Die Fortpflanzungsrate von Sumatra-Orang-Utans ist extrem niedrig, was die Erholung der Population besonders schwierig macht. Weibchen bekommen etwa alle acht bis neun Jahre ein Junges – der längste Zeitraum zwischen Geburten bei allen Säugetieren. Diese lange Geburtsrate hängt damit zusammen, dass Orang-Utan-Mütter sich intensiv um ihre Jungen kümmern. Die ersten zwei bis drei Jahre verbringen die Jungen ununterbrochen in der Nähe der Mutter und lernen alles über das Überleben im Wald: von der Nahrungssuche bis zum Nestbau.
Die enge Bindung zwischen Mutter und Jungem ist außergewöhnlich stark, und junge Orang-Utans bleiben oft bis zu acht Jahre bei der Mutter. Diese lange Lernphase ist entscheidend, da das Überleben in den dichten Regenwäldern eine enorme Anpassungsfähigkeit erfordert.
Bedrohungen und Gefährdung
Der Sumatra-Orang-Utan gilt als „vom Aussterben bedroht“ (Critically Endangered) auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Laut aktuellen Schätzungen gibt es nur noch etwa 14.000 Sumatra-Orang-Utans in freier Wildbahn. Diese Zahl zeigt, wie prekär die Situation ist, da die Population in den letzten Jahrzehnten drastisch geschrumpft ist. Hauptsächlich gibt es zwei große Bedrohungen:
1. Verlust des Lebensraums
Die massive Abholzung der Regenwälder Sumatras ist der größte Bedrohungsfaktor für die Sumatra-Orang-Utans. Die Wälder, die einst weite Teile der Insel bedeckten, werden für Palmölplantagen, Kautschukanbau und andere landwirtschaftliche Flächen gerodet. Indonesien ist einer der weltweit größten Produzenten von Palmöl, das in vielen alltäglichen Produkten wie Lebensmitteln, Kosmetika und Biokraftstoffen enthalten ist. Diese Monokulturen haben den Lebensraum der Orang-Utans zerstört und fragmentiert, was es für die Tiere immer schwieriger macht, genug Nahrung zu finden und sichere Territorien zu besiedeln.
Auch der illegale Holzeinschlag und der Bergbau tragen zur Zerstörung der Wälder bei. Viele Orang-Utans verlieren durch diese Eingriffe nicht nur ihre Heimat, sondern geraten auch in direkte Konflikte mit Menschen, wenn sie auf der Suche nach Nahrung in landwirtschaftliche Gebiete eindringen.
2. Wilderei und illegaler Tierhandel
Neben dem Verlust ihres Lebensraums sind Sumatra-Orang-Utans auch Opfer von Wilderei. Sie werden illegal gejagt, und ihre Jungtiere werden oft gefangen, um als Haustiere verkauft zu werden. Besonders die Jungtiere sind im illegalen Handel begehrt, was dazu führt, dass die Mütter oft getötet werden, um die Jungtiere zu fangen. Dieser illegale Handel ist nicht nur grausam, sondern hat auch verheerende Auswirkungen auf die ohnehin schon stark dezimierten Populationen.
Schutzmaßnahmen und Hoffnung
Trotz der ernsten Bedrohung, der der Sumatra-Orang-Utan ausgesetzt ist, gibt es weltweit zahlreiche Bemühungen, diese faszinierenden Tiere zu retten. Verschiedene Schutzmaßnahmen wurden ergriffen, um den Orang-Utan und seinen Lebensraum zu bewahren.
1. Schutzgebiete und Wiederaufforstung
Einige der letzten verbliebenen Regenwälder Sumatras sind heute als Schutzgebiete ausgewiesen, darunter der Gunung-Leuser-Nationalpark, der Teil des UNESCO-Weltnaturerbes ist. Diese Schutzgebiete sind entscheidend für das Überleben der Orang-Utans, da sie Zufluchtsorte bieten, die vor Abholzung und landwirtschaftlicher Expansion geschützt sind.
Darüber hinaus gibt es Aufforstungsprojekte, die darauf abzielen, zerstörte Wälder wiederherzustellen und neue Lebensräume für die Orang-Utans zu schaffen. Diese Projekte sind nicht nur wichtig für den Schutz der Orang-Utans, sondern auch für die Erhaltung der gesamten Biodiversität der Region.
2. Aufklärung und Einbeziehung der lokalen Bevölkerung
Der Schutz des Sumatra-Orang-Utans kann nur dann erfolgreich sein, wenn die lokale Bevölkerung mit einbezogen wird. In vielen Regionen arbeiten Naturschutzorganisationen mit den Gemeinden zusammen, um Alternativen zur Abholzung und Wilderei zu bieten. Projekte, die nachhaltige Landwirtschaft und alternative Einkommensquellen fördern, haben dazu beigetragen, den Druck auf die Wälder zu verringern.
Aufklärungskampagnen sensibilisieren die Menschen vor Ort und weltweit für die Bedrohung, der die Orang-Utans ausgesetzt sind. So werden Initiativen unterstützt, die den Erhalt der Wälder und den Schutz der Orang-Utans fördern.
3. Zoos und Zuchtprogramme
Zoos auf der ganzen Welt haben sich ebenfalls der Aufgabe verschrieben, den Sumatra-Orang-Utan zu schützen. Durch internationale Zuchtprogramme wie das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) werden gesunde und genetisch vielfältige Populationen in Gefangenschaft gehalten. Zoos wie der Leipziger Zoo, der Zoo Zürich und der Chester Zoo in Großbritannien betreiben erfolgreiche Zuchtprogramme für Orang-Utans und spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über die Gefährdung dieser Tiere.
Fazit: Der Weg in eine ungewisse Zukunft
Der Sumatra-Orang-Utan steht vor enormen Herausforderungen, aber es gibt Hoffnung. Durch Schutzgebiete, Aufforstungsprojekte und internationale Zusammenarbeit gibt es Chancen, diese faszinierende Art zu retten. Doch der Druck bleibt hoch, besonders durch den anhaltenden Verlust ihres Lebensraums.
Es liegt in unserer Verantwortung, den Sumatra-Orang-Utan zu schützen, und jeder kann dazu beitragen – sei es durch den Verzicht auf Produkte, die nicht nachhaltig zertifiziertes Palmöl enthalten, oder durch die Unterstützung von Naturschutzorganisationen. Mit genügend Engagement und Ressourcen könnten wir es schaffen, dass der Sumatra-Orang-Utan auch in Zukunft noch in den Baumkronen Sumatras zu Hause ist.