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Adventskalender - Weißhandgibbon

Vorkommen: Südostasien

Kopf-Rumpf-Länge: 41 - 58 cm

Gewicht: 3,9 - 7,3 kg

Nahrung: Früchte, Blätter, Knospen, Insekten, Vogeleier

Gefährdungsstatus: EN (stark gefährdet)

Aktuell 27 in Deutschland und 117 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier

Der Weißhandgibbon (Hylobates lar), auch als Lar-Gibbon bekannt, gehört zu den kleineren Menschenaffen und ist ein faszinierender Bewohner der tropischen Regenwälder Südostasiens. Mit ihren außergewöhnlichen akrobatischen Fähigkeiten, den charakteristischen lauten Gesängen und ihrem hoch entwickelten Sozialverhalten sind Weißhandgibbons ein Beispiel für die bemerkenswerte Vielfalt der Primatenwelt. Leider sind auch diese Tiere stark gefährdet, hauptsächlich durch den Verlust ihres Lebensraums und den illegalen Handel.

Aussehen und Merkmale

Weißhandgibbons sind schlank gebaute Menschenaffen mit langen Armen, die fast doppelt so lang sind wie ihre Beine. Diese langen Arme ermöglichen ihnen ihre einzigartige Fortbewegungsart, das Brachiation – ein Schwingklettern, bei dem sie sich schnell und geschickt von Ast zu Ast schwingen. Mit dieser Fortbewegung erreichen sie erstaunliche Geschwindigkeiten und Entfernungen, wobei sie in den Baumkronen nahezu mühelos große Lücken überwinden können.

Die charakteristische Fellfarbe variiert von hellbraun bis dunkelbraun oder schwarz, wobei das Gesicht von einem weißen Fellkranz umgeben ist. Ihre namensgebenden weißen Hände und Füße sind ein weiteres markantes Merkmal. Weißhandgibbons haben ein geringes Körpergewicht und wiegen meist nur zwischen 5 und 7 Kilogramm. Sie erreichen eine Körperlänge von etwa 41 bis 58 Zentimetern.

Weißhandgibbons haben keine Schwanzverlängerung, wie sie bei vielen anderen Affenarten vorkommt. Ihre Fähigkeit, sich durch die Baumkronen zu schwingen, kompensiert das Fehlen eines Schwanzes vollständig.

Verbreitung und Lebensraum

Der Weißhandgibbon lebt in den tropischen Regenwäldern Südostasiens, wobei sein Verbreitungsgebiet Thailand, Myanmar, Malaysia und Teile von Laos umfasst. Diese Regionen bieten den Gibbons dichte Wälder mit hohen Baumkronen, in denen sie sich hauptsächlich aufhalten. Ihr bevorzugter Lebensraum sind immergrüne Regenwälder und tropische Laubwälder, die ihnen Schutz, Nahrung und Fortbewegungsmöglichkeiten bieten.

Die Gibbons sind hochgradig arboreal, das heißt, sie verbringen fast ihr gesamtes Leben in den Bäumen. Ihr Leben im Blätterdach der Regenwälder schützt sie vor Raubtieren, wie Leoparden und Schlangen, und bietet ihnen einen idealen Platz, um sich fortzubewegen, zu fressen und ihre territorialen Gesänge erklingen zu lassen.

Soziales Verhalten und Kommunikation

Weißhandgibbons sind monogame Tiere, die in engen Familienverbänden leben. Ein typischer Gibbon-Familienverband besteht aus einem Männchen, einem Weibchen und ihren Nachkommen. Diese kleinen Gruppen leben in einem fest definierten Territorium, das sie energisch gegen andere Gibbons verteidigen. Gibbons sind dafür bekannt, dass sie ihre Territorien durch ihre lauten, melodischen Gesänge abgrenzen. Diese Gesänge, die kilometerweit durch den Wald schallen können, dienen dazu, die Anwesenheit der Gruppe zu markieren, Rivalen zu warnen und den Familienzusammenhalt zu stärken.

Die Duette, die das monogame Paar regelmäßig aufführt, sind eine der bekanntesten Kommunikationsformen von Weißhandgibbons. Diese Rufe bestehen aus langen, durchdringenden Lauten und werden oft in den frühen Morgenstunden angestimmt. Diese akustische Kommunikation hat mehrere Funktionen: Sie dient nicht nur zur Verteidigung des Territoriums, sondern stärkt auch die Bindung zwischen den Partnern und signalisiert den Paarzusammenhalt.

Die Gibbon-Jungen bleiben etwa 7 bis 8 Jahre bei ihren Eltern, bis sie die Geschlechtsreife erreichen und sich dann eigene Territorien suchen. Innerhalb der Gruppe übernehmen beide Elternteile die Aufzucht der Jungen, und die enge Bindung zwischen den Familienmitgliedern bleibt während der gesamten Kindheit bestehen.

Ernährung

Weißhandgibbons sind Fruchtfresser, aber ihre Ernährung ist vielseitig und umfasst auch Blätter, Blumen und Insekten. Ihre bevorzugte Nahrungsquelle sind jedoch reife Früchte, insbesondere Feigen, die einen hohen Zucker- und Energiegehalt haben und ihnen die nötige Energie für ihre aktiven Tage liefern.

Da Weißhandgibbons die oberen Bereiche der Baumkronen bewohnen, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem der Regenwälder, indem sie Samen verbreiten. Beim Fressen lassen sie oft Samen fallen, die später keimen und zur Erneuerung des Waldes beitragen.

Fortpflanzung und Aufzucht

Die Fortpflanzung der Weißhandgibbons ist stark an ihren monogamen Lebensstil gekoppelt. Das Männchen und das Weibchen bleiben meist ein Leben lang zusammen und ziehen ihre Nachkommen gemeinsam groß. Nach einer Tragzeit von etwa sieben Monaten bringt das Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt.

Das Neugeborene ist bei der Geburt bereits gut entwickelt und klammert sich sofort an den Bauch der Mutter. Die ersten Monate verbringt es dicht bei der Mutter, wird gesäugt und geschützt. Nach etwa einem halben Jahr beginnt das Junge, die Welt um sich herum zu erkunden, bleibt jedoch weiterhin in engem Kontakt mit den Eltern. Ab einem Alter von etwa zwei Jahren beginnt das Jungtier, die ersten eigenen Kletterversuche zu unternehmen und entwickelt sich langsam zu einem selbstständigen Mitglied der Gruppe.

Die enge Familienbindung hält bis zur Geschlechtsreife, die bei Gibbons zwischen 7 und 8 Jahren erreicht wird. Dann verlassen die jungen Gibbons die Gruppe, um ein eigenes Territorium zu suchen und einen Partner zu finden.

Bedrohungen und Gefährdung

Der Weißhandgibbon steht heute als „stark gefährdet“ (Endangered) auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Die Hauptbedrohungen für diese beeindruckenden Tiere sind der Verlust ihres Lebensraums, der illegale Handel und die Jagd. Der Weißhandgibbon ist besonders anfällig für diese Bedrohungen, da er stark von intakten Wäldern abhängig ist und keine Anpassung an gestörte oder fragmentierte Lebensräume zeigt.

1. Lebensraumverlust

Die Zerstörung der tropischen Regenwälder Südostasiens durch Abholzung, landwirtschaftliche Expansion und illegalen Holzschlag ist die größte Bedrohung für den Weißhandgibbon. Besonders der Anbau von Palmölplantagen und die Umwandlung von Wäldern in Ackerland haben zu einem dramatischen Rückgang der Wälder geführt. Der Verlust von Lebensraum bedeutet für die Gibbons nicht nur weniger Nahrung, sondern auch weniger sichere Orte, um sich fortzubewegen und zu leben.

2. Illegaler Handel

Weißhandgibbons werden häufig Opfer des illegalen Tierhandels. Jungtiere werden gefangen und auf dem Schwarzmarkt als exotische Haustiere verkauft. Die Jagd auf junge Gibbons ist besonders grausam, da die Mütter oft getötet werden, um die Jungtiere zu erlangen. Diese Praxis hat in einigen Regionen zu einem starken Rückgang der Gibbonpopulationen geführt.

3. Jagd

In einigen Regionen Südostasiens werden Gibbons gejagt, um als Buschfleisch konsumiert zu werden. Dies geschieht oft in abgelegenen Gegenden, in denen die Bevölkerung auf Wildtiere als Nahrungsquelle angewiesen ist. Auch der Glaube an die medizinische Wirksamkeit von Gibbonteilen spielt eine Rolle in der Jagd auf diese Tiere.

Schutzmaßnahmen und Hoffnung

Trotz der Bedrohungen gibt es weltweit zahlreiche Bemühungen, den Weißhandgibbon zu schützen. Verschiedene Organisationen und Projekte arbeiten daran, den Lebensraum der Gibbons zu erhalten und den illegalen Handel mit diesen faszinierenden Tieren zu bekämpfen.

1. Schutzgebiete

In mehreren Ländern, in denen der Weißhandgibbon lebt, wurden Schutzgebiete eingerichtet, um die verbleibenden Regenwälder zu bewahren. Nationalparks wie der Khao Yai Nationalpark in Thailand bieten den Gibbons ein sicheres Zuhause. Diese Gebiete sind entscheidend, um die Populationen zu stabilisieren und ihnen Raum zu geben, sich zu erholen.

2. Wiederaufforstungsprojekte

Wiederaufforstungsprojekte in Regionen, die durch Abholzung und Landwirtschaft zerstört wurden, sind ein wichtiger Schritt, um den Weißhandgibbon zu schützen. Diese Projekte helfen, die Wälder wiederherzustellen und den Tieren den Zugang zu neuen Nahrungsquellen und Fortbewegungsmöglichkeiten zu geben.

3. Aufklärung und Bildung

Die Aufklärung der lokalen Bevölkerung über die Bedeutung des Schutzes von Gibbons und ihrer Lebensräume ist entscheidend. Viele Organisationen arbeiten direkt mit Gemeinden zusammen, um nachhaltige Lebensweisen zu fördern, die den Lebensraum der Gibbons nicht zerstören. Bildungsprogramme tragen dazu bei, den illegalen Handel mit Gibbons zu reduzieren und das Bewusstsein für den Artenschutz zu schärfen.

4. Zoos und Zuchtprogramme

Zoos auf der ganzen Welt spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Schutz des Weißhandgibbons. Durch koordinierte Zuchtprogramme wie das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird eine genetisch vielfältige Population in Gefangenschaft erhalten, die eines Tages zur Wiederansiedlung in der Wildnis genutzt werden könnte. Zoos wie der Zoo Leipzig, der Tiergarten Schönbrunn in Wien und der Londoner Zoo haben bedeutende Zuchterfolge erzielt und leisten wichtige Aufklärungsarbeit.

Fazit: Ein Juwel der Regenwälder

Der Weißhandgibbon ist ein faszinierendes und charismatisches Tier, das eine Schlüsselrolle im Ökosystem der Regenwälder spielt. Durch seine akrobatischen Fähigkeiten, sein komplexes Sozialverhalten und seine lauten Gesänge hat er einen festen Platz im Herzen der Menschen, die ihn kennenlernen. Doch sein Überleben ist ernsthaft bedroht, und es bedarf anhaltender internationaler Anstrengungen, um sicherzustellen, dass diese beeindruckenden Tiere auch in Zukunft durch die Baumkronen Südostasiens schwingen können.

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