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Adventskalender - Zwergflusspferd

Vorkommen: Westafrika (Guinea, Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste)

Lebensraum: entlang von Flussläufen in tropischen Regenwäldern

Kopf-Rumpf-Länge: 150 - 175 cm

Schwanzlänge:ca: 20 cm

Gewicht: 160 - 270 kg

Nahrung: Wasserpflanzen, Gräser, Kräuter, Früchte, Knollen, Triebe, Wurzeln

Gefährdungsstatus: EN (stark gefährdet)

Aktuell 9 in Deutschland und 61 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier

Das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis), auch bekannt als Liberianisches Flusspferd, ist eine der faszinierendsten und geheimnisvollsten Arten Afrikas. Es sieht seinem großen Verwandten, dem Nilpferd, ähnlich, unterscheidet sich jedoch in vielerlei Hinsicht – angefangen bei seiner Größe bis hin zu seinem Verhalten und Lebensraum. Obwohl das Zwergflusspferd weniger bekannt ist als das große Nilpferd, ist es ebenso bemerkenswert und leider auch stark gefährdet.

Aussehen und Größe: Der „kleine Bruder“ des Nilpferds

Wie der Name schon andeutet, ist das Zwergflusspferd wesentlich kleiner als das bekanntere Nilpferd. Ein ausgewachsenes Zwergflusspferd erreicht eine Länge von etwa 1,50 bis 1,75 Metern, eine Schulterhöhe von etwa 75 bis 100 Zentimetern und wiegt zwischen 160 und 270 Kilogramm. Das ist im Vergleich zu den bis zu 3 Tonnen schweren Nilpferden eine deutliche Größenunterscheidung.

Zwergflusspferde haben, wie ihre größeren Verwandten, einen gedrungenen Körperbau mit kurzen Beinen und einem großen Kopf. Ihre Haut ist dunkelgrau bis grünlich-braun und, wie beim Nilpferd, dick und empfindlich. Um ihre Haut vor Austrocknung zu schützen, sondert das Zwergflusspferd ein öliges Sekret ab, das oft als „Blutschweiß“ bezeichnet wird, obwohl es keine Blutbestandteile enthält. Dieses Sekret hat eine antibakterielle Wirkung und schützt die Haut des Tieres in feuchten Lebensräumen.

Lebensraum und Verbreitung

Zwergflusspferde sind, im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten, keine Bewohner großer Flüsse oder Seen. Stattdessen bevorzugen sie dichte, tropische Regenwälder, sumpfige Gebiete und kleinere Flüsse und Bäche. Ihr Verbreitungsgebiet ist stark begrenzt und erstreckt sich hauptsächlich über die Länder Liberia, Sierra Leone, Guinea und die Elfenbeinküste in Westafrika. Liberia ist das Zentrum ihres Verbreitungsgebiets, weshalb sie manchmal als Liberianische Flusspferde bezeichnet werden.

Der Lebensraum des Zwergflusspferds unterscheidet sich stark von dem seines großen Verwandten, da es weniger Zeit im Wasser verbringt und nicht so stark an ein aquatisches Leben angepasst ist. Es nutzt Gewässer eher zur Kühlung und zum Schutz, verbringt jedoch einen Großteil seiner Zeit an Land.

Verhalten und Lebensweise

Im Gegensatz zu den geselligen und oft aggressiven Nilpferden sind Zwergflusspferde eher scheu und zurückgezogen. Sie leben meist als Einzelgänger, wobei Männchen und Weibchen nur zur Paarungszeit zusammenkommen. Selbst dann bleiben die Begegnungen eher kurz und enden oft wieder in der Rückkehr zum einsamen Lebensstil.

Zwergflusspferde sind dämmerungs- und nachtaktiv, was bedeutet, dass sie hauptsächlich in den frühen Morgenstunden und am späten Abend auf Nahrungssuche gehen. Tagsüber ruhen sie oft in dichten Vegetationen oder in sumpfigen Gebieten, um der Hitze zu entgehen. Anders als ihre größeren Verwandten, die sich fast ausschließlich von Gras ernähren, sind Zwergflusspferde Allesfresser. Ihre Nahrung besteht aus Farnen, Gräsern, Früchten, Wurzeln und gelegentlich auch kleinen Tieren und Aas. Sie nutzen ihre starke Schnauze, um Vegetation zu durchstöbern und fressen eine breite Palette von Pflanzen, die in ihrem Lebensraum vorkommen.

Eines der faszinierendsten Merkmale des Zwergflusspferds ist seine Fähigkeit, sich gut im dichten Unterholz der Regenwälder zu bewegen. Obwohl sie eher plump wirken, sind Zwergflusspferde überraschend wendig und geschickt, wenn es darum geht, sich durch das Dickicht zu schlagen. Sie nutzen oft „Trampelpfade“, die sie im Laufe der Zeit selbst schaffen, um sich sicher durch ihr Revier zu bewegen.

Fortpflanzung und Jungtiere

Die Fortpflanzung des Zwergflusspferds ist noch nicht vollständig erforscht, da es in freier Wildbahn sehr schwer zu beobachten ist. Bekannter ist das Verhalten in Gefangenschaft. Die Tragzeit beträgt etwa sechs bis sieben Monate, und in der Regel bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt. Die Geburten finden häufig an Land statt, anders als bei Nilpferden, die ihre Jungen im Wasser gebären.

Das Neugeborene wiegt bei der Geburt etwa 4,5 bis 6 Kilogramm und ist bereits gut entwickelt. In den ersten Wochen bleibt das Jungtier in der Nähe der Mutter und wird gesäugt, bis es nach einigen Monaten beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Die enge Bindung zwischen Mutter und Jungem hält etwa ein Jahr an, bevor das Jungtier selbstständig wird.

Bedrohungen und Gefährdung

Das Zwergflusspferd steht heute als „stark gefährdet“  auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Die genaue Anzahl der Zwergflusspferde in freier Wildbahn ist schwer zu bestimmen, Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass es nur noch etwa 2.000 bis 3.000 Tiere gibt. Die Gründe für den dramatischen Rückgang der Population sind vielfältig und stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben der Art dar.

1. Lebensraumverlust

Der größte Bedrohungsfaktor für das Zwergflusspferd ist der Verlust seines Lebensraums. Die tropischen Regenwälder Westafrikas werden in alarmierendem Tempo abgeholzt, um Platz für Landwirtschaft, Holzgewinnung und menschliche Siedlungen zu schaffen. Diese Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums zwingt die Zwergflusspferde, in immer kleinere und isolierte Gebiete zurückgedrängt zu werden, was ihre Fortpflanzung und das Überleben erschwert.

2. Jagd

Obwohl das Zwergflusspferd nicht gezielt wegen seines Fleisches oder seiner Haut gejagt wird, wird es oft Opfer von Buschfleischjagd. In einigen Regionen Westafrikas werden Zwergflusspferde von lokalen Jägern erlegt, entweder aus Versehen, wenn sie andere Tiere jagen, oder gezielt, um Fleisch zu verkaufen oder zu konsumieren. Diese Jagd ist besonders gefährlich, da die ohnehin schon geringe Population dadurch weiter reduziert wird.

3. Bürgerkriege und politische Instabilität

Die politischen Unruhen und Bürgerkriege in Liberia und den angrenzenden Ländern haben ebenfalls verheerende Auswirkungen auf die Zwergflusspferde gehabt. In Zeiten von Krieg und Instabilität wurden viele Schutzgebiete vernachlässigt, und bewaffnete Gruppen nutzten die Wälder, was zu einer Zunahme der Jagd und dem Abbau von Lebensräumen führte.

Schutzmaßnahmen und Hoffnung

Trotz der ernsten Bedrohungen gibt es Bemühungen, das Zwergflusspferd und seinen Lebensraum zu schützen. Verschiedene Naturschutzorganisationen und internationale Zoos haben Zuchtprogramme ins Leben gerufen, um die Art zu erhalten, und arbeiten daran, ihren natürlichen Lebensraum zu schützen.

1. Schutzgebiete

In Liberia und den Nachbarländern wurden mehrere Schutzgebiete eingerichtet, die auch den Lebensraum der Zwergflusspferde umfassen. Eines der wichtigsten Schutzgebiete ist der Sapo-Nationalpark in Liberia, der als sicherer Zufluchtsort für eine bedeutende Anzahl von Zwergflusspferden dient. In diesen Schutzgebieten werden Ranger eingesetzt, um die Wilderei zu bekämpfen und die Lebensräume zu überwachen.

2. Zuchtprogramme in Zoos

Zoos weltweit spielen eine entscheidende Rolle im Schutz des Zwergflusspferds. Durch gezielte Zuchtprogramme wird versucht, eine gesunde und genetisch vielfältige Population in Gefangenschaft zu erhalten. Zoos wie der Zoo Basel in der Schweiz, der Londoner Zoo und der San Diego Zoo haben erfolgreiche Zuchtprogramme für Zwergflusspferde etabliert. Diese Programme sind nicht nur für die Erhaltung der Art von entscheidender Bedeutung, sondern helfen auch dabei, das Bewusstsein für die Bedrohungen zu schärfen, denen diese Tiere in freier Wildbahn ausgesetzt sind.

3. Bildung und Aufklärung

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Schutzes ist die Aufklärung der lokalen Bevölkerung. In vielen Regionen Westafrikas, in denen das Zwergflusspferd lebt, werden Bildungsprogramme ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung des Naturschutzes zu stärken. Diese Programme sollen den Menschen Alternativen zur Jagd auf Buschfleisch bieten und gleichzeitig den Schutz der Wälder fördern.

Fazit: Eine bedrohte Art mit Hoffnung

Das Zwergflusspferd ist ein faszinierendes Tier, das eine Schlüsselrolle in den Ökosystemen der westafrikanischen Regenwälder spielt. Trotz der Bedrohungen durch Lebensraumverlust, Jagd und politische Instabilität gibt es Hoffnung, dass diese Tiere dank engagierter Naturschutzprojekte und internationaler Zusammenarbeit eine Zukunft haben. Schutzgebiete, Zuchtprogramme und Aufklärung sind entscheidend, um sicherzustellen, dass das Zwergflusspferd auch in Zukunft die tropischen Wälder Afrikas durchstreifen kann.

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