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Christoph Wüst

Was ist dein genauer Beruf?

Ich arbeite als Stv. Zooleiter im Plättli Zoo Frauenfeld. Mein Chef und Inhaber des Zoos Walter Mauerhofer wird nächstes Jahr 70 Jahre alt und will kürzertreten.

 

Was sind die Hauptaufgaben in deinem Beruf?

Nebst der Vertretung des Inhabers des Zoos führe ich fast alle administrativen Arbeiten im Tierbereich durch. Die Teamführung und Organisation unterliegen auch mir. Die Lehrlingsausbildung teile ich mir auf mit meiner langjährigen Kollegin. Die Organisation und Führung des tierischen Sektors leite ich in Absprache mit dem Inhaber. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit Behörden und Tierärzten. Zu guter Letzt arbeite ich auch als Tierpfleger im Alltag mit. Ausserdem führen wir die Pflege und Unterhalt der Parkanlage selbst durch.

 

Welche Qualifikationen brauchst du für deinen Beruf?

In meiner aktuellen Situation würde ich folgende Qualifikationen und Eigenschaften als wichtig erachten:

Organisatorisches Talent, Verantwortungsbewusstsein, gute Kommunikationsfähigkeit, vertieftes Wissen über Tiere und deren Haltung, offen sein für Neues

 

War das schon immer dein Ziel in einem Zoo bzw. mit Tieren zu arbeiten?

Ganz ehrlich? Ich bin eigentlich nur durch Zufall in die Welt des Tierpflegers gerutscht. Ich wusste nicht was ich für eine Ausbildung machen sollte. Durch einen guten Freund der Familie wurde ich auf den Beruf Tierpfleger aufmerksam gemacht. Durch Glück bekam ich dann eine Lehrstelle und seit her bin ich Tierpfleger. Für zwei Jahre habe ich mich dann noch in einer Führungs- und Ausbilderposition in der Armee betätigt, jedoch zog es mich zurück in die Zoo Welt.

 

Hast du irgendein besonderes Erlebnis im Zoo bzw. mit Tieren, das dich besonders beeinflusst hat?

Als unsere Löwin aus Frankreich zu uns kam, war ich sehr erstaunt, wie schnell Lisa zu mir Vertrauen gefasst hat. Nach nur wenigen Stunden konnte ich Sie bereits durch das Gitter berühren und von Hand füttern. Irgendwas hat zwischen uns „gefunkt“ und diese spezielle Beziehung funktioniert zum Glück bis heute.

 

Hast du dich bei der Arbeit mit Tieren schon einmal verletzt?

*lacht laut* Aber ja, natürlich. Während meiner Ausbildung hatte ich die unschöne Begegnung mit einem Kakadu Schnabel. Danach war mir klar, warum Kakadu bei den Aborigines der „Kneifer“ bedeutet. In der Hälfte meiner Ausbildung machte ich die unschöne Bekanntschaft mit einem Stachelschweinstachel in meinem Daumengelenk was in einer Operation endete. Ansonsten gehören natürlich all die kleinen Sachen dazu wie gekratzt werden etc. dazu.

 

Wie geht es dir, wenn ein Tier, um das du dich jahrelang gekümmert hast, den Zoo verlassen muss?

Grundsätzlich muss man sich dieser Tatsache einfach bewusst sein. Tiere, welche im Zoo zur Welt kommen, können nicht immer bei einem bleiben. Oder Tiere müssen innerhalb eines Zuchtbuches umplatziert werden. Nur so kann das Ziel der Zoos auch erreicht werden. Und dann muss man natürlich die eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Aber diese Situationen sind nicht immer ganz einfach.

 

Hast du schonmal ein Tier von Hand aufgezogen? Wenn ja, welches und wie ging es dir dabei?

Ja, das habe ich. Unter anderem Wildschweine, Ziegen, Schafe und einen Waschbären.

Die intensivste Aufgabe war wohl der nur 2 Tage alte Waschbär. Lange war nicht klar ob es gut kommt für den Kleinen. Die Aufzucht von Ziegen und Schafen war um einiges einfacher. Schlussendlich ist es jedoch ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn man einem Tier beim Start ins Leben helfen kann.

 

Was ist für dich das Schönste an deiner Arbeit?

Ich schätze sehr, dass mein Beruf sehr abwechslungsreich ist und ich Draussen arbeiten darf.

 

Was magst du am wenigsten an deiner Arbeit?

Im Zoo befindet man sich in der Mitte von diversen Spannungsfeldern und Anspruchsgruppen. Besucher, Tiere, Mitarbeiter, Behörden, Tierschützer. Allen gerecht zu werden ist immer wieder eine grosse Herausforderung.

 

In vielen Berufen sind Kunden/Besucher manchmal auch ein Ärgernis oder sogar eine Störung. Wie ist das bei euch im Zoo?

Grundsätzlich vermittle ich sehr gerne Wissen an die Besucher weiter und versuche Ihnen die Welt unserer Tiere näher zu bringen. Aber natürlich gibt es Besucher, welche durch ihr Verhalten negativ auffallen. Ich denke aber, dass dies nicht nur für Zoos zutrifft, sondern überall wo Kundenkontakt herrscht.

 

Kannst du nach Feierabend einfach abschalten oder beschäftigt dich dein Job auch in der Freizeit?

Das kommt immer drauf an. Ich denke, dass mich der Beruf auch privat sehr stark begleitet. Man muss dann halt ganz bewusst abschalten muss oder den Ausgleich suchen soll.

 

Hast du ein Lieblingstier?

Die Berberlöwen sowie Berberaffen zählen zu meinen absoluten Lieblingen. Über die Berberaffen habe ich auch meine Abschlussarbeit verfasst.

 

Besuchst du privat auch andere Zoos?

Aber natürlich. Durch meine Funktion im Zoo Verein Wildparks und Zoos der Schweiz, als Präsident bin ich in verschiedenen Zoos der Schweiz unterwegs. Ausserdem organisiere ich Zooreisen als Weiterbildung für Tierpfleger. Diese Reisen führten uns schon nach Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Holland. Ich persönlich merke aber sofort, dass man als Fachperson Zoos ganz anders wahrnimmt und besucht als ein „normaler“ Zoobesucher.

 

Was würdest du dir für deine berufliche Zukunft wünschen?

Ich wünsche mir, dass alle Zoos die Weitsicht haben, sich auch in Zukunft so zu positionieren, dass die gesellschaftliche Akzeptanz unseres Wirkens erhalten bleibt. Nur wenn alle Zoos in die gleiche Grundrichtung ziehen, können wir die Ziele der Zoos umsetzen.

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