Orang-Utan Buschi - Stand 03.2018
Hier stelle ich euch eine besonders schlaue Tierpersönlichkeit vor: den Orang-Utan Buschi aus dem Zoo Osnabrück.
Buschi wurde am 21.12.1971 in Osnabrück geboren. Er war der erste Menschenaffe, der dort das Licht der Welt erblickte. Leider verstarb sein Vater Tuan kurz nach seiner Geburt, und seine Mutter Suma nahm den Kleinen nicht an, da sie nie gelernt hatte, ein Baby zu erziehen. Orang-Utans lernen diese Fähigkeiten nämlich durch die Beobachtung ihrer Artgenossen.
Daher wurde Buschi von Hand aufgezogen. Dies bedeutete damals, dass er im benachbarten Kinderhospital aufgenommen und dort von zwei Schwestern in einem separaten Zimmer versorgt wurde. Die Schwestern gaben ihm auch den Namen Buschi, eine Abkürzung für „Buschmann“. Dieser Name erinnert an den ersten in Deutschland geborenen Orang-Utan im Zoo Dresden, dem Heimatzoo einer der Schwestern. Durch die Handaufzucht hatten die Ärzte eine gute Möglichkeit, die Entwicklung zwischen menschlichen Babys und Orang-Utans zu vergleichen.
Auch nach seiner Rückkehr aus dem Hospital in den Zoo nahm Suma den kleinen Buschi nicht an. So wurde er weiterhin von Hand aufgezogen, und die Tierpfleger kümmerten sich liebevoll um ihn. In seinem abgetrennten Schlafbereich verbrachte er die Nacht in einem „Schlafsack“, einem Jutesack. Den Tag verbrachte er mit zwei Gorilla-Jungtieren in einem Gehege, mit denen er sich jedoch nicht besonders gut verstand. Buschi zeigte schon als junger Orang-Utan seine Intelligenz, indem er gleich morgens nach dem Aufstehen hochkletterte, denn er hatte schnell gelernt, dass er viel besser klettern konnte als die beiden Gorillas.
Ein Highlight seiner Woche war immer das sonntägliche Bad. Er genoss es, in der Wanne zu sitzen, und ließ sich auch von den Gorillas nicht vertreiben. Nach dem Bad hängte er sich mit seinen langen Armen an eine Stange und ließ sich von den Pflegern mit einem Handtuch trocken rubbeln.
Ein weiteres Highlight in Buschis Kindertagen war der Ausflug auf die Affenwiese. Zwischen dem heutigen Affentempel und dem Tigertempelgarten lag früher eine Wiese, auf der sich Buschi mit den Gorillas Yeye und Tino frei bewegen durfte. Die drei nutzten diese Gelegenheit, um herumzutollen, wussten aber, dass sie immer Abstand von den Besuchern halten mussten.
Buschi zeigte auch sehr schnell, wie einfallsreich und schlau er war. Als er eines Abends in seinen Schlafbereich gebracht wurde, schloss der Pfleger die Tür ab und ging, um nach Suma zu sehen. Dann kam eine Besucherin und teilte ihm mit, dass auf der Wiese ein Affe sei. Der Pfleger schaute nach und fand Buschi, der in seinen Schlafsack eingewickelt die Abendsonne genoss. Um herauszufinden, wie das passiert war, brachte der Pfleger den Kleinen zurück, schloss ab und hängte den Schlüssel an den Haken. Anschließend versteckte er sich und beobachtete, wie Buschi seine Decke zu einer Rolle formte, mit dieser den Schlüssel vom Haken schlug und die Tür öffnete.
Auch am Zooschulunterricht nahm der kleine Buschi manchmal teil, um den Kindern den Unterschied zwischen Affen und Menschen näherzubringen.
Mitte der 1970er Jahre wurden mit Buschi viele Intelligenztests durchgeführt. Tierpsychologische Untersuchungen im Auftrag des Zoologischen Instituts Münster ergaben eine sehr hohe Intelligenz bei Buschi. Bei einem Vergleichstest zwischen Buschi und einigen Studenten, bei dem alle Kandidaten sieben Kisten mit unterschiedlichen Verschlussmechanismen öffnen mussten, gewann Buschi mit einer Rekordzeit von 28 Sekunden.
Buschi gilt bei seinen Pflegern heute als sehr guter „Geschäftsmann“. Wenn er etwas hat, das sie wollen, tut er erst so, als wüsste er nicht, was sie wollen, bis er eine seiner Meinung nach ausreichende Bezahlung (meist in Form von Leckereien) erhalten hat. Erst dann gibt er es heraus, ein für Orang-Utans durchaus typisches Verhalten.
Wie die meisten Menschen mag Buschi keinen Regen. Wenn es regnet, geht er in den Innenbereich oder versteckt sich unter einer Plane. Schnee hingegen macht ihm nichts aus. Manchmal bringt er sogar Schnee von draußen mit in seinen Innenbereich. Allerdings mag er es nicht, wenn die Pfleger ihm dort Schnee aufhäufen.
Seit einiger Zeit betätigt sich Buschi auch als Künstler. Er malt mit Fingerfarben und Pinseln auf Keilrahmen. Da Buschi die Farben auch gern mal probiert, bringt er sie meist vermischt mit seinem Speichel auf das Papier.
Seit 2007 lebt Buschi mit dem Orang-Utan-Weibchen Astrid zusammen, die 1983 in Rotterdam geboren wurde. Da Buschi als Handaufzucht jedoch kaum Interesse an Weibchen hat, hat er bisher noch keinen Nachwuchs gezeugt. Eine Zucht mit ihm wäre allerdings sowieso nicht möglich, da es sich bei Buschi um einen Mischling aus Sumatra- und Borneo-Orang-Utan handelt und in Zoos nur artenrein gezüchtet wird. Diese beiden Unterarten wurden erst Ende des 20. Jahrhunderts festgelegt.