Gorilla Fritz - Stand 08.2018

Die Legende aus dem Tiergarten Nürnberg

 

Heute stellen wir euch eine ganz besondere Tierpersönlichkeit vor, die von vielen Menschen geliebt wurde und leider vor Kurzem verstorben ist: Fritz, der älteste Gorillamann Europas aus dem Tiergarten Nürnberg.

 

Ein wilder Start ins Leben

 

Fritz wurde 1963 in Kamerun als freier Gorilla geboren. Das genaue Datum und der Ort seiner Geburt sind unbekannt. Im Alter von nur drei Jahren wurde er im Auftrag eines Tierhändlers gefangen. Es ist wichtig zu wissen, dass Gorillas ihre Kinder bis zum Tod verteidigen. Das Einfangen eines Gorillajungtiers führte daher fast immer zur Tötung der gesamten Familie.

Nach einer dreiwöchigen Reise in einer Kiste kam Fritz im Mai 1966 in den Tierpark Hellabrunn in München an, einen der wenigen europäischen Zoos, die sich zu dieser Zeit Gorillas leisten konnten. In München lebten bereits zwei etwa gleichaltrige Gorillas, ein Männchen und ein Weibchen. Fritz war anfangs eher ruhig und schüchtern und überließ dem anderen Männchen, Porgy, den Vortritt.

 

Frühe Prägung und Eigenheiten

 

Zu dieser Zeit wurden Gorillas in Zoos noch Kunststücke beigebracht. Fritz musste zum Beispiel lernen, Milchreis mit einem Löffel zu essen. Er zeigte schon damals seinen eigenen Kopf, indem er den Löffel umdrehte, um mit dem Stiel Lärm zu machen. Außerdem versteckte er den Löffel manchmal unter seinem Bein, um damit die Scheiben zu zerkratzen oder Äste abzuschälen. Eine Angewohnheit, die er sein Leben lang beibehielt, war, sich beim Niesen die Hand vor den Mund zu halten – etwas, das ihm im Zoo beigebracht wurde.

 

Ankunft in Nürnberg und Familienleben

 

Am 2. November 1970 wurde Fritz nach Nürnberg gebracht, da in München beschlossen wurde, nur einen männlichen Gorilla zu behalten. Für den Transport nach Nürnberg wurde er mit Bier ruhiggestellt, da es damals noch keine geeigneten Beruhigungsmittel für Tiere gab.

In Nürnberg erwarb Fritz sich schnell den Ruf eines "Kasperlkopfs". Er spielte gerne mit den Pflegern, kippte Eimer um oder klaute Putzlappen. Bereits 15 Monate nach seiner Ankunft wurde sein erster Sohn geboren. In den folgenden Jahren zeugte er insgesamt vier Söhne und zwei Töchter. Danach endete seine Fortpflanzungskarriere.

 

Zuchtversuche und Rückkehr nach Hause

 

1984 wurde Fritz nach Berlin gebracht, um dort für Nachwuchs zu sorgen, kehrte aber bereits nach vier Monaten zurück. Die offizielle Erklärung lautete, dass die Harmonie nicht gestimmt habe. Zwei Jahre später wurde Fritz nach Tschechien geschickt, wo er nach anfänglichen Schwierigkeiten in einer Gruppe mit zwei Gorilladamen lebte. Doch auch hier gelang ihm kein weiterer Nachwuchs. Nach zwei Jahren kehrte er 1988 endgültig nach Nürnberg zurück, wo er bis zu seinem Tod blieb.

 

Fritz zeugte insgesamt sechs Kinder, zehn Enkelkinder und 14 Urenkel. Seine männlichen Nachkommen sind jedoch unfruchtbar, weshalb alle Enkel und Urenkel aus der weiblichen Linie stammen.

 

Fritz lebte in Nürnberg zunächst mit zwei Weibchen zusammen. Später wurde eine zweite Gruppe mit einem neuen Silberrücken gebildet. Doch dieser wurde von den Weibchen nicht akzeptiert, sodass er die Gruppe wieder verlassen musste. Die Weibchen wurden anschließend in Fritz' Gruppe integriert, wo er ohne Gewaltanwendung das Sagen hatte.

 

Ein geliebtes Familienoberhaupt bis ins hohe Alter

 

Fritz war ein sehr familiärer Silberrücken und spielte bis ins hohe Alter gerne mit seiner Familie. 2017 wurde er schwer krank. Dank der Behandlung durch einen Orthopäden erholte er sich zunächst. Aufgrund seines hohen Alters kam eine Narkose jedoch nicht in Frage, weshalb er mit Schmerzmitteln behandelt wurde.

 

Am 20. August 2018 entschieden die Tierärzte und Mitarbeiter des Tiergartens Nürnberg schweren Herzens, Fritz von seinen Schmerzen zu erlösen, und ließen ihn einschläfern. Er wurde 55 Jahre alt und war damit der älteste in Europa lebende Gorilla.

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