Anette Fensch - November 2020
Tierpflegerin im Tierpark Wolgast
Wolltest du schon immer Tierpflegerin werden?
Als Kind wusste ich, dass ich schon immer mit Tieren arbeiten wollte, dass es wirklich im Tierpark sein wird, dachte ich früher (so mit 10) noch nicht. Ich habe mich eher im Tierheim oder beim Tierarzt gesehen. In verschiedenen Schulpraktika habe ich dann schnell festgestellt, dass ich doch lieber in einem Tierpark arbeiten will.
Ist der Beruf so, wie du erwartet hast?
Ich habe mir den Beruf genauso vorgestellt, wie er ist. Nämlich nicht den ganzen Tag Tiere streicheln und füttern, sondern den ganzen Tag draußen und immer am Saubermachen. 😄 Die schönen Seiten gibt es auch, und das auch nicht zu wenig, genau im richtigen Verhältnis.
Gab es mal eine Zeit, in der du dir gewünscht hast, etwas anderes zu lernen?
Ich habe noch nie den Wunsch verspürt, etwas anderes zu machen. Natürlich... okay. Wenn es aus Eimern schüttet, oder die Schlösser vereist sind, oder das Laub kein Ende nimmt, dann bin ich ganz kurz neidisch auf so einen „Bürojob“. Das hält ungefähr eine Minute an und dann geht's auch schon weiter.
Was ist für dich das Interessanteste an deinem Beruf?
Das Interessanteste an meinem Beruf ist, dass nicht jeder Tag gleich ist. Irgendwas ist immer. Es gibt immer neue Situationen und neue Herausforderungen.
Gibt es auch etwas, das du an deinem Beruf nicht magst?
An meinem Beruf gibt es natürlich auch mal Seiten, die nicht so schön sind. Das fängt an mit unbelehrbaren Besuchern oder einfach die Abschiede, die auch oft für immer sind.....😔
Was sind deine Hauptaufgaben?
Wie schon gesagt, die täglichen Aufgaben verlaufen oft ziemlich gleich. Die Tiere werden gefüttert, es wird sauber gemacht. Aber das ist nicht alles, Führungen werden geplant und organisiert. Oder es werden Gehege umgestaltet/neugestaltet. Und vieles mehr, was einfach so anfällt. Und da gibt es sogar in den Jahreszeiten Unterschiede. Ich sage nur Herbst – Laub.
Was ist die größte Herausforderung, wenn man als Tierpflegerin arbeitet? Die größte Herausforderung... Hm, schwierig. Da gibt es oft so einiges, was aber auch einfach von der Situation abhängig ist. Wie zum Beispiel, wenn man eine Entscheidung fällen muss im Sinne vom Tier. Oder das sachlich bleiben, wenn der 20. Besucher einfach Brot im Tierpark verteilt und einfach auch aufzuklären.
Gibt es auch Tiere, vor denen du Angst hast?
Angst vor Tieren habe ich keine. Man sollte aber immer Respekt haben, egal um was für ein Tier es sich handelt. Klar muss ich bei unseren Laufvögeln eine gewisse Aufmerksamkeit mitbringen, die ich in dieser Form zum Beispiel nicht bei den Wellensittichen brauche. Aber auch so ein Wellensittich, der in den Finger zwickt, tut schon verdammt weh. 😅
Wurdest du bei der Arbeit schon mal verletzt oder hast du mal eine gefährliche Situation erlebt?
Und da wären wir auch schon beim Thema. Verletzungen. Ich habe mich zum Glück noch nie schwer verletzt. Aber Kratzer und Schürfwunden gehören einfach irgendwie auch mit dazu. Oder auch mal ein zerrissenes T-Shirt bei einer Fangaktion.
Wie erlebst du es, wenn Tierpfleger in anderen Zoos von einem Tier angegriffen und schwer verletzt werden?
Als Tierpflegerin hat man eine gewisse Verbundenheit mit anderen Kollegen. Ich fühle mich angegriffen, auch wenn es vielleicht um einen anderen Zoo geht. Man steht seinen Kollegen zur Seite und versucht, ihnen den Rücken zu stärken, auch aus der Ferne.
Ist es nicht schwer zuzusehen, wie ein Tier, das man eventuell jahrelang versorgt hat, in einen anderen Zoo abgegeben wird?
Wenn wir mal Tiere abgeben müssen, fällt das immer schwer. Es sind schließlich einfach die Schützlinge, die man lange gepflegt hat, man kennt verschiedene Marotten und Eigenschaften vom Tier. Aber oft weiß man ganz genau, wohin die Tiere gehen, und man bringt sie immer gut unter. Aber es gibt auch die ewigen Abschiede, wenn ein Tier stirbt, oder man es sogar begleitet bis zum Tod. Und damit meine ich auch zum Beispiel das Schlachten.
Hast du auch ein Lieblingstier?
Ein Lieblingstier habe ich nicht. Natürlich hat man einige Tiere, mit denen man einfach näher zusammenarbeitet. Oder es gibt auch einfach die Persönlichkeiten, die gewisse Charakterzüge an sich haben, die man einfach toll findet.
Besuchst du in deinem Urlaub auch mal andere Zoos?
Wenn ich Urlaub habe, dann besuche ich natürlich auch andere Zoos. Um einfach zu gucken, wie machen das andere, klappt das bei denen, wie wurde etwas gebaut, kann man sich was abschauen. Aber auch, um Kollegen zu treffen.
Gibt es einen Zoo, den du als Vorbild für andere ansiehst?
Es gibt ja schon sooo viele tolle Zoos, und in vielen Einrichtungen hat man immer etwas, das einem besonders gefällt, was man vielleicht auch im eigenen Betrieb gerne hätte. Aber natürlich sind die großen Zoos immer ein Vorbild und das nicht nur von der Haltung einiger Tierarten, sondern auch, weil sie sich für den Tierschutz einsetzen oder aufklären oder große Projekte ins Leben rufen.
Gibt es etwas, das du dir für deine Zukunft oder die deines Tierparks gerne wünschen würdest?
Was wünsche ich mir für die Zukunft? Puh, schwierige Frage, da hat man so viel, und wenn nur die Hälfte in Erfüllung geht, wäre das toll. Ich würde mich zum Beispiel freuen, wenn man viele Leute besser aufklären kann. Zum Beispiel, dass sie einfache Regeln im Tierpark beachten, die für die Tiere aber eine große Rolle spielen. Oder einfach, dass das Gefühl für das Tier zurückkommt. Dass zum Beispiel auch bewusst gesagt wird, dass das Schnitzel auf ihren Tellern mal "Emma" hieß. Und dass einige Arten auch schon sehr bedroht sind und dass das nicht einfach so abgetan wird.



