Tobias Trantow - November 2019
Tobias Trantow hat im Juni 2018 seine Ausbildung zum Zootierpfleger abgeschlossen, ein langgehegter Traum, für den er auch eine zweite Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation absolvierte, um den notwendigen Realschulabschluss nachzuholen. Seine Ausbildung zum Zootierpfleger absolvierte er im Klimahaus Bremerhaven, wo er sich hauptsächlich um Fische und Reptilien kümmerte, Tauchgänge in großen Aquarien durchführte und spannende Projekte wie den Transport von Korallenkatzenhaien und das Training von Stumpfkrokodilen begleitete.
Nach einer Zwischenstation in Berlin arbeitet Tobias seit August 2019 als Tierpfleger im Wildkatzenzentrum Felidae.
Hast du schon immer gewusst, dass du Tierpfleger werden willst?
Ja, Tierpfleger war schon immer mein Traumberuf. Schon seit ich denken kann, konnte ich mir nichts anderes vorstellen.
Für welche Tiere bist du heute verantwortlich?
Im Wildkatzenzentrum Felidae bin ich für diverse Groß-, Klein- und Schleichkatzen, Fossas sowie Mangusten und Marder zuständig.
Hast du ein Lieblingstier, für das du verantwortlich bist?
Mich für ein Lieblingstier zu entscheiden, fällt mir schwer. Ich arbeite mit all unseren Tieren sehr gerne. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wären es die Schneeleoparden und die Fossas. Wobei mich unser 7 Monate altes Nebelparderweibchen, welches eine Handaufzucht ist, auch jeden Tag neu begeistert.
Was ist die größte Herausforderung bei der Arbeit mit großen Katzen?
Die größte Herausforderung ist sicherlich, die Sicherheit niemals zu vernachlässigen. Großkatzen zählen zu den besonders gefährlichen Wildtieren. Nach jeder Tätigkeit mit diesen Tieren muss immer gewährleistet sein, dass sämtliche Türen, Schieber und Schlösser zu bzw. abgeschlossen sind. Eine weitere Herausforderung sind tierärztliche Eingriffe. Impfungen sind mittels eines Blasrohres gut zu verabreichen. Untersuchungen oder auch Eingriffe sind nur unter einer Narkose durchzuführen. Da muss alles gut durchdacht und geplant sein.
Gehen dir die vielen Sicherheitsvorschriften nicht manchmal auch auf die Nerven?
Nein, die Sicherheitsvorschriften nerven mich in keinster Weise. Wir tragen eine große Verantwortung. Nicht nur unsere eigene Sicherheit, sondern eben auch die der Besucher muss immer und zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Du arbeitest ja beim Wildkatzenzentrum Felidae, hierbei handelt es sich nicht um einen normalen Zoo, kannst du uns etwas über euer Zentrum erzählen?
Wir sind kein persönlicher Zoo. Ein Besuch bei uns ist nur in Form einer Führung möglich, da wir keine klaren Gehegeabgrenzungen haben und die Besucher so bis ans Gitter kommen. Die Führungen werden von den beiden gelernten Tierpflegern, die auch die Aufgabe eines Guides übernehmen, durchgeführt und begleitet. Für die Besucher ist es bei uns ein besonderes Erlebnis, denn vermutlich nirgendwo sonst kommt man einem Tiger so nah wie bei uns. In den Führungen werden viele Informationen über die Tierart, das einzelne Tier und das Thema Artenschutz übermittelt. Wir haben zwei Formen von Führungen: eine reguläre Führung an der maximal 15 Personen teilnehmen und eine VIP-Führung an der maximal 5 Personen teilnehmen. Die VIP-Führung beinhaltet einen exklusiven Blick hinter die Kulissen, eine Teilnahme an der Futterrunde und Tierkontakt.
Was sind deine Aufgaben im Wildkatzenzentrum Felidae?
Meine Aufgaben sind die Versorgung der Tiere, die Reinigung der Innen- und Außenanlagen, Enrichment für die Tiere, Unterstützung bei tierärztlichen Untersuchungen, Pflege der gesamten Anlage (gärtnerische Tätigkeiten) und als Guide eben auch die Besucherführungen. Dazu bin ich für den Bereich Social Media mit verantwortlich. In der Regel gibt es von mir zwei Posts in der Woche auf unserer Facebook- und Instagramseite.
Du sagst, zu deinen Aufgaben gehört auch das Enrichment der Tiere. Wo holst du und deine Kollegen die Ideen dazu her?
Die Ideen für das Enrichment hole ich mir bei Kollegen aus anderen Zoos oder ich lasse meinen Kopf etwas arbeiten. Besonders die Beschäftigung, die körperliche und physische Forderung bei Katzen, ist für mich noch Neuland. Aber ein Jutesack gefüllt mit Ziegenmist geht eigentlich immer.
Jetzt, wo ich das Wort Ziegenmist geschrieben habe, fällt mir glatt ein, dass wir zudem auch noch zuständig für Deutschlands einzige Gruppe indischer Hängeohrziegen und Zwergziegen sind. Zudem haben wir noch eine Gruppe Kamerunschafe.
Gibt es etwas, das dir an der Arbeit als Tierpfleger gar nicht gefällt?
Die reparaturtechnischen Tätigkeiten machen mir persönlich keinen Spaß, müssen aber eben manchmal sein.
Wurdest du auch schon verletzt bei der Arbeit?
Ernsthafte Verletzungen habe ich noch nicht davongetragen. Aber Kratzer und Schürfwunden kommen schon mal vor. Gerade wenn unser Binturong auf einem herumklettert, gibt es schon hier und da Kratzer.
Was ist für dich das Schönste an der Arbeit mit Tieren?
Zum einen ist es die Teamarbeit. Wir Kollegen müssen uns gegenseitig ständig vertrauen. Das Arbeitsklima ist unglaublich wichtig in diesem Beruf und vielleicht auch gerade, wenn man mit gefährlichen Wildtieren arbeitet. Dann sind es die Führungen, die mir viel Spaß machen. Gerade wenn man wissbegierige Leute dabei hat, die viele Fragen stellen. Wenn man den Bedrohungsstatus einiger Tierarten anspricht und die Probleme, die die Tiere in der Wildbahn haben, sieht man oft in den Augen der Leute, wie der Kopf arbeitet und die bedrückten Blicke. Natürlich macht mir auch die direkte Arbeit mit dem Tier sehr viel Spaß. Sie zu beobachten, sie zu beschäftigen gibt mir persönlich unglaublich viel. Kein Tag ist gleich, jeder Tag ist anders. Die Tiere sind immer anders drauf. Es gibt die schönen Momente, wo man morgens ein Jungtier findet oder die Tiere morgens beim Rundgang einen begrüßen. Dann gibt es eben auch die weniger schönen Momente, wo ein Tier erkrankt ist oder in einen anderen Zoo umzieht. Aber das gehört eben alles dazu.
Gibt es irgendeine Tierart, mit der du gern mal arbeiten würdest, es aber noch nicht konntest?
Grundsätzlich bin ich mit der Arbeit mit "Raubkatzen" sehr glücklich. Es ist eine gute Alternative zu Elefanten. Mit denen würde ich sehr gerne einmal arbeiten. Ich habe sie nur zu meiner Zeit als Azubi bei einem überbetrieblichen Praktikum im Tierpark Berlin kennengelernt. Unter den Raubtieren wären es dann noch die Hyänen.
Vor Wildtieren sollte man auf jeden Fall Respekt haben, aber kommt es auch mal vor, dass du Angst hast?
Nein, Angst darf man nicht haben. Dann ist man in meinen Augen falsch in dem Beruf. Zumindest bei diesen Tieren. Zudem merken das die Tiere, wenn man Angst hat und verhalten sich dementsprechend. Ein gesunder Respekt gehört aber dazu. Nur so wird man nicht fahrlässig und man arbeitet konzentriert. Die Routine ist unser größter Feind.
Würdest du die Tiere, die du pflegst, auch gern mal in freier Wildbahn sehen, oder hast es vielleicht sogar schon?
Ja, sehr gerne. Gerade in Südamerika würde ich gerne mal Jaguare sehen. Vielleicht schaffe ich es ja mal in das Jaguar Rescue Center nach Costa Rica. Auch ein Tigerprojekt würde ich gerne einmal begleiten.
Besuchst du privat auch irgendwelche Zoos? Wenn ja, welche gefallen dir besonders gut?
Ich habe schon so einige Zoos in Europa gesehen. Da ich Mitglied im Berufsverband der Zootierpfleger e.V. bin, konnte ich mir schon einige Zoos in Deutschland in Verbindung mit Weiterbildung ansehen. Besonders schön von der Gestaltung der Anlagen und dem Tierbestand finde ich den Zoo Leipzig und den Zoo Duisburg. Als Berliner muss ich aber auch meine Heimatzoos hier in Berlin erwähnen. Gerade der Zoo Berlin ist ja sehr geschichtsträchtig und die Mischung aus Neubauten und den alten Tierhäusern finde ich sehr schön.
Was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft?
Ich würde mir wünschen, das ein oder andere Schutzprojekt zu begleiten und zu unterstützen, bedrohte Tierarten weiter vor dem Aussterben zu bewahren und die Menschen zu sensibilisieren. Gerade heute, wo alles digitalisiert ist, alle auf ihr Smartphone starren und nicht nach links und rechts sehen. Die heutige Generation interessiert sich gefühlt kaum noch für die Natur. Denen würde ich gerne die Natur; die Tier- und Pflanzenwelt näherbringen. Ich finde unser Motto trifft es auf den Punkt: "Wir können nur schützen, was wir kennen."

